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Noiseshanghai
mit Patel Pretal, Lolita Vibrator Torture, Instituzioni Ambienti Naturlismo,
Muscle Snog, Turturing Nurse
4. August 2007, LiveBar, Shanghai
von
unserem Shanghai-Korrespondenten Lärmopfer
Um 8.30pm sollte
es losgehen, das bedeutet hier in China etwa gegen 9.30pm. Platz bietet
die Live Bar für etwa 50 Gäste, dann ist es noch angenehm und
man kann etwas sehen.
Nach dem "Soundcheck"
mussten alle Gäste die Lokalität verlassen um beim erneuten
Eintritt eine Gebühr von umgerechnet 3 Euro zu berappen. Zum Startzeitpunkt
betraf das etwa 15 Personen. Los ging es mit Patel Pretal, einem deutsch-englischen
Duo (http://www.myspace.com/patelpretal ). Das Equipment war überschaubar,
doch wie sich zeigen sollte, vollkommen ausreichend. Beide Protagonisten
arbeiteten lediglich mit Kontaktmikros an den Kehlköpfen, wobei der
männliche Teil für die dunkleren Flächen sorgte, die Dame
für die Höhen. Da deren Stimme nicht die Schlechteste war, ergab
das eine sehr beeindruckende Kombination, die mit einem stark hallenden
Rauschen unterlegt wurde. Mich erinnerte das ein wenig an Lustmord.
Während dieser ersten Performance vermehrte sich das Publikum zusehends,
gegen dem Ende des PP-Auftritts waren um die 50 Personen anwesend, darunter
europäische Goths (die Ersten die ich hier sah), Fans (zu erkennen
durch wiederholte Teilnahme), Nachbarn (?) und Presse-Heinis. Dieses Gemisch
verdarb mir ein wenig die Stimmung, denn die Besucher waren einfach laut
und zollten Patel Predal nicht den Respekt, den sie verdient hätten.
Als nächstes wurde es
laut mit Lolita Vibrator Torture aus Italien. Die Szene ist nur schwer
zu beschreiben, ich versuche es trotzdem einmal: Drei Mensch auf der Bühne,
der erste Typ an den Verzerrern, der zweite am Mikro und eine bezopfte
Dame in Schulmädchenuniform und mit Haken- sowie Keltenkreuzen bemalten
Unterarmen an der Geige. Los ging es relativ leise und ohne großartige
Innovation oder Ideen. Die Geige wurde gekloppt bis sie zerflog und es
wurden einige Grimassen gezogen. Das war's für 20 Minuten. Teilnehmer
im Publikum, die so etwas zum ersten Mal sahen, hielten das für Kunst
oder so was Ähnliches. Ansonsten verhielten sich alle regungslos,
was man auch am Applaus ausmachen konnte. Vergessen wir das... (http://www.myspace.com/loliswing)
Muscle Snog bauten auf und das sah vielversprechend aus. Drei Kerle und
zwei Mädels bereiteten die Bühne mit E-Gitarre, Mikros, Schlagzeug
sowie einigen elektronischen Spielereien vor. Ich sah die Band zum ersten
Mal und war hin und weg. Harsh Noise wechselte mit rhythmischen Collagen,
dargeboten vom Bandchef an der E-Gitarre und dem Schlagzeuger. Zum zweiten
Mal (nach PP) stellte sich Gänsehaut ein an diesem Abend. Nach der
Performance, mit 45 Minuten die längste des Abends, dauerte es ein
paar Sekunden bis das Publikum sich gefasst hatte und zum Klatschen überging.
Leider gab es keine Tonträger zu erwerben. (http://www.myspace.com/musclesnog)
In der Umbaupause kam Bewegung ins Geschehen. Ein Tisch wurde aufgebaut,
reichlich Platz geschaffen... Die beiden Jungs von Torturing Nurse betraten
die Bühne zusammen mit ihrer Dame, die als Krankenschwester verkleidet
auftrat und einem Nackedei in Bondageseilen. Das Publikum war sprachlos,
vor allem als die olle Schwester die Gefesselte auch noch mit Kerzen "folterte".
Für China war das eine sehr gewagte Sache, dementsprechend fiel auch
die Reaktion des Publikums aus. So viel Blitzlichtgewitter gab es nicht
mal bei den Stones, schätze ich. Ob das an der für mich bisher
besten Performance der chinesischen Band lag oder vielmehr an den nackten
Tatsachen, sei einmal dahingestellt. Ich tippe mal auf Letzteres. Musikalisch
boten Torturing Nurse eine Mischung aus elektronischem und stimmerzeugtem
HarshNoise, was sehr gut ankam. Der Höhepunkt des Ganzen lag etwa
in der Mitte der 30 Minuten-Performance, als beide Herren nur noch mit
Vocals arbeiten und sich so etwas wie ein Schrei-Zweikampf lieferten.
Ziemlich abgefahren!
Nach diesem beeindruckenden Auftritt leerte sich der Raum rasend schnell.
Nur noch Wenige schauten sich den Split von TN und Lolita Vibrator Torture
an, was aber auch kein großer Verlust war.
Zum Abschied ließen wir es uns nicht nehmen, allen Aktiven zu gratulieren,
was von TN wieder einmal mit Geschenk-CDs honoriert wurde. Man kennt sich
hier und alles ist schön übersichtlich. Dieser Umstand verbreitet
einen tollen Charme, den ich manchmal in Deutschland vermisste.
Von dem ganzen Abend wurde
ein Mitschnitt aufgezeichnet der bald auf Indi-ziert Records veröffentlicht
wird.
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