Fragment 36 + Ich habe nur noch 12 Seepferdchen in meinem Tempel + Der Pömpel wütet heut' im Kaktusfeigenfeld + Die kosmische ZygoteMezethakia Mukabalatt + Im Schlachthaus blühen die Blumen + Split mit Rostiges Riesenrad + Split mit Dronæment + Mirko Uhlig solo + Sampler "Muzick Out Of Open Windows"


Aalfang mit Pferdekopf - Fragment 36 (7'', Drone Records)

AmP auf Drone Records - das ist wirklich mal was ganz Neues, dass sich Mirko Uhlig ein, wenn auch sehr weites Korsett anlegt. Persönlich finde ich, dass diese "Beschränkung" mal ganz gut tut, sind Uhligs Werke aus meiner Sicht doch eher meist etwas zerfasert oder anders ausgedrückt wirr. Bei "Fragment 36" besteht einmal die Möglichkeit, sich über eine längere Zeit auf das Thema einzulassen und sich in die Musik fallen zu lasse, ohne gleich wieder von einem neuen Einfall Mirko Uhligs aufgeschreckt zu werden. (Vielleicht bin ich ja etwas konservativ…).
Seite A beginnt mit sehr ruhigen, "Geister"-Drones, die sich sehr langsam in Intensität und Lautstärke steigern. Dann setzen tiefe Gitarrendrones ein, übernehmen die Führung und das Geräusch von fließendem Wasser ist zu vernehmen, das sich gegen Ende per Stereoeffekt aus den Lautsprechern entfernt.
Auf Seite B sind leicht außerirdisch wirkende Xylophonklänge zu vernehmen und die Vögel zwitschern wieder (Da scheint Mirko derzeit wirklich drauf zu stehen!). Das Ganze kommt reichlich entrückt daher - als Bild fiel mir dazu ein Ufo auf einer Waldlichtung ein. Später gesellen sich einige Störfrequenzen und seltsame Geräusche zum Sound, die das heraufbeschworene Szenario sogar noch unterstützen. Einen richtigen Höhepunkt hat das Stück nicht, trotzdem macht es Spaß einfach zuzuhören. Insgesamt eine sehr angenehme und ausnahmsweise mal gut nachvollziehbare Veröffentlichung von AmP.

Keine Titelbezeichnungen

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Aalfang mit Pferdekopf - Ich habe nur noch 12 Seepferdchen in meinem Tempel (CD-R, Einzeleinheit)

Das neue Album von AmP macht genau da weiter, wo die letzten Veröffentlichungen "aufgehört" haben. Mirko Uhlig schert sich einen Scheißdreck um Konventionen und macht, was ihm gefällt. Da treffen comic-artige Sprachsamples auf sphärische Gitarrenklänge, da singt ein Akkordeon seine Klagelieder rückwärts und es zirpen die Grillen dazu. Ein richtiger Fluss will sich nie ergeben, statt in der Musik sich treiben zu lassen, muss der Hörer ständig auf neue Stromschnellen gefasst sein. Die erste Schwierigkeit besteht schon bei der richtigen Wahl der Lautstärke, bei der man sich das Album anhören soll. Während manche eher ambiente Passagen sehr leise daher kommen und das Bedürfnis wecken, den Volume-Knopf eine heftige Rechtsdrehung zu versetzen, lässt sich die verstörende Wirkung knisternder Störgeräusche nur durch die gegenläufige Bewegung dämpfen. Wie bereits schon mehrfach attestiert - AmP machen keine Musik für den ungestörten Konsum. Am ehesten lassen sie sich noch mit Nurse With Wound vergleichen. Wie Steven Stapelton scheint Mirko Uhlig wenig Interesse daran zu haben, einen "typischen" Sound zu erzeugen, sondern vielmehr seine Arbeiten als eine Art Klangforschung zu verstehen. Wer mit ihm auf die Reise geht, der sollte seien Ohren öffnen und auf alles gefasst sein. Die Plattenfirma schreibt über das aktuelle AmP-Album: "Das musikalische Äquivalent zu einer Lavalampe: Warm, wirr, wunderbar." Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Titel:
1. Ich habe nur noch 12 Seepferdchen in meinem Tempel 2. Jaja Ungarinyin und nun zur Leiche am Ufer a) brennendes Streichholz, dahinter Berge aus Eis b) ein blumenspuckender Penis c) Wushi 3. Kühe im Nebel 4. Hohes Aquarium 5. Träumereien in den Innereien eines toten Sperlings a) Zebraquallen an den Ufern beliebter Ballungszentren b) Weißschafe in Duftgrußheim c) taumelnde Landjugend am Fuße des Schlammberges 6. Eine falsche Schlange haust im Erdloch 7. Dhyana

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Aalfang mit Pferdekopf - Der Pömpel wütet heut' im Kaktusfeigenfeld (3''-CD-R, mp3-Download)

Die Rezension zur 3''-CD-R gestaltet sich etwas schwieriger als gewöhnlich. Bereits vor einiger Zeit mit der ursprünglichen, für eine "Hardware"-Veröffentlichung geplanten Version bemustert, liegt jetzt eine völlig überarbeitete Fassung für den mp3-Download vor. Beide Tonträger haben bis auf den Titel nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten, persönlich gefällt mir die Originalversion besser. Dass, was mich an AmP bisher eher störte, nämlich dieses "Zerfahrene", bleibt hier endlich einmal außen vor. Die Stücke können ohne schlechtes Gewissen als ambient bezeichnet werden, ohne dabei in gängige Klischees zu verfallen. Akustische und angeschrägte Elektronische Gitarren bestimmen in weiten Teilen den Sound, Fieldrecordings geben dem ganzen eine wunderbar entrückte Atmosphäre. In "Gelbfeld Eins" gelingt Mirko Uhlig gar eine eingängige, schwelgerische Gitarrenmelodie. Auch wenn AmP nicht alle zehn Sekunden die Richtung wechseln, sind sie noch weit entfernt davon, langweilig zu wirken. Während mir mache Werke Mirko Uhligs vorkommen, wie ein Kind, dem immer wieder etwas Neues einfällt und das diesem Impuls auch stets nachgibt, ist auf der Originalversion von "Pömpel" eine klarere Linie zu erkennen.
Die mp3-Download-Variante bleibt dieser Entwicklung treu, auch wenn wie gesagt, deutliche Unterschiede zur Originalversion bestehen. Besonders auffällig sind die debilen Sprachbeiträge, die in "Kaut Achselhaar" zu Gehör kommen. Das ganze Stück erinnert eher an Comedy, als an Ambient-Musik. Klanglich gibt es aber keine allzu heftigen Ausschläge, so dass man die einmal gewählte Lautstärke problemlos beibehalten kann. "Gelbfeld" weicht total von "Gelbfeld Eins" ab. Grundlage ist hier ein wahrscheinlich aus den 1950ern stammende Aufklärungsgespräch in englischer Sprache, das aus einem Film stammen könnte. Allein diese Dialoge sind schon die Beschäftigung mit dem Stück wert. Mirko Uhlig hat dazu ein paar wirklich abgefahrene Klänge hinzugefügt, die in gelegentlich ausbrechenden Gitarrensoli ihre Auflösung finden. "What do husband and wife when they are merried?" Die Antwort gibt's bei AmP.

Titel 1. Version:
1. Pömpel 2. Fênetre Stereo 3. Gelbfeld Eins

Titel mp3-Download:
1. Der Pömpel wütet heut 2. Kaut Achselhaar 3. Gelbfeld

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Aalfang mit Pferdekopf / Emerge - Die kosmische Zygote (3''-CD-R)

Zygote - (Biol. die befruchtete Eizelle nach der Verschmelzung der beiden Geschlechtskerne) [Duden] "Die kosmische Zygote" ist somit eine befruchtete Universums-Eizelle, der Gegenentwurf zum Urknall. Und nicht nur das - "Die kosmische Zygote" ist auch ein Werk des Klangkünstlers Mirko Uhlig aka Aalfang mit Pferdekopf in Zusammenarbeit mit Sascha Stadlmeier vom Projekt / EMERGE. Diese Konstellation verspricht die Reise in einen ganz eigenen Klangkosmos. Der besteht diesmal vorrangig aus dunkeln, rollenden Geräuschen, wie in einem riesigen Keller aufgenommen. Dazu gesellen sich allerlei - wie für dieses Projekt so typisch - wirre Klänge, die sich nicht immer eindeutig identifizieren lassen. Insgesamt wirkt das Ganze jedoch sehr homogen und lässt sich durchaus als "dark ambient" einsortieren, obwohl Liebhaber des Genres gewarnt seien. Hier schweben nicht endlose Klangflächen majestätisch durch den Raum, sondern alles geschieht eher sehr zurückhaltend. Die zahllosen Fieldrecordings verleugnen ihren Ursprung nicht, wenn sie auch, wie bereits erwähnt, nie eindeutig zuzuordnen sind. Ein sehr angenehmes Stück entspannte Weltraumreise mit einigen unerwarteten Attacken auf Gehör und mit 23 Minuten Länge bestens für einen mentalen Kurztrip geeignet.

Nachtrag: Die CD wird auf dem französischen Label TAÂLEM erscheinen und ein anderes Cover haben.

Titel:
1. Die kosmische Zygote

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Aalfang mit Pferdekopf - Mezethakia Mukabalatt
(CD-R, Eigenverlag, limitiert auf 100)

Mezethakia Mukabalatt - Ist das eine eigene Sprache oder haben diese Worte ausserhalb des Kosmos von Aalfang mit Pferdekopf eine Bedeutung? Das Projekt von Mirko Uhlig beehrt uns mit einem neuen Werk und eingangs erwähnte Worte bezeichnen den aktuellen Aalfang-Silberling.
Wie schon der Titel vermuten lässt, gibt es auf der CD nichts zu hören, was man schon einmal vernommen hat - nun gut, manche Elemente dieses akustischen Tauchgangs mögen vertraut sein, als Summe aller Teile, als Gesamtheit ist Mezethakia Mukabalatt etwas Spezielles. Sanfte Gitarrenklänge unterlegt von einem satten Moorgeblubber eröffnen das Album und täuschen über die Länge des ersten Titels ein schwelgerisches Dahingleiten vor. Doch das war's dann schon mit lustig. Was in der verbleibenden Zeit folgt, lässt sich am besten mit Hörkino bezeichnen. Um den Vergleich weiter zu strapazieren, sei gesagt, dass sich dieser Ausdruck eher auf deutsche Autorenfilme als auf Hollywood-Schinken bezieht. (Dazu fällt mir ein, dass ich vor kurzem "Legenden der Leidenschaft" gesehen habe, wo zu einer krassen Kriegsszene Breitwandorchestermucke lief, so, als wenn gerade etwas echt Romantisches abginge. So etwas ist definitiv nicht gemeint!) Wie die zur Analogie herangezogenen Filme ist die Musik von Aalfang ein wenig wirr, störrisch, undurchdringlich, biedert sich dem Hörer nicht an. Neben sehr schöne, entspannte Momente, Fieldrecordings, die ganz bestimmte Stimmungen nachvollziehbar einfangen, reiht Mirko Uhlig recht nervige Sequenzen. Da wird die Tonleiter hoch- und runtergeklimpert; atonale Sprengsel attackieren das Gehör. Warum der Künstler das tut, wer weiß. Eine tiefere Ordnung vermag ich nicht zu ich nicht zu erkennen. Höchstwahrscheinlich geht es hier um Verunsicherung.
Auch wenn ich dem Trip des Aalfängers auf voller Länge nicht zu folgen vermag, so muss ich gestehen, dass Mirko Uhlig hier etwas Eigenes geschaffen hat und genau das macht diese Platte so wertvoll. Für den Großteil des Publikums ist "Mezethakia Mukabalatt" jedoch sicher zu anstrengend oder anders betrachtet, nicht aufregend genug. Persönlich mag ich vor allem das Zurückhaltende am Aalfang. Wo andere "Ambient"-Künstler dick auftragen und alles mit mächtigen Synthieflächen zuschichten, gibt es bei A.M.P. immer nur einen Hauch, eine Andeutung davon zu hören. Damit erzeugt er bei mir eine ganz seltsame Paralyse des Körpers, denn jeder Atemzug scheint zu stören. Wenn es anderen auch so geht, wäre das schlecht. Denn wenn die Hörer dahinscheiden, ist das nicht gut für den Absatz ;-)

Titel:
1. Geschwärzte Milch 2. Mezethakia Mukabalatt

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Aalfang mit Pferdekopf - "Im Schlachthaus blühen die Blumen"
(CD-R, AAL)

Harter Tobak, das. Aalfang mit Pferdekopf. Ein Name, der mich an eine unappetitliche Szene au dem Film "Die Blechtrommel" nach Günther Grass erinnert. Aale fangen in der Nordsee mit Pferdeköpfen. Oskars Mutter reihert. Später bringt sie sich mit Fischen um. Wer sich solch einen Namen gibt, spekuliert garantiert nicht darauf, von allen Menschen geliebt zu werden. Wer zudem noch Stücke von 15 Minuten und länger zu CD bringt, will sicher nicht in den Pophimmel kommen.
"Im Schlachthaus blühen die blumen" heißt die erste CD von Mirko Uhlig aka A.M.P. und sie liegt mir im CD-Player, wie manches Mittagsmahl im Magen. In beiden Fällen könnte man davon sprechen, dass schwere Verdaulichkeit vorliegt.
Nehmen wir Titel 1, "Yanonami". Dieses Stück erinnert mich ganz entfernt an Zero Kama's "The Secret Law of L.A.Y.L.A.H." und ist das, was man so gern als rituell bezeichnet. Titel 2, der aus dem Schlachthaus, glänzt durch eine wunderbare ambiente Melodie und mit Raumhall aufgenommenem Eisen- und Steinschlagwerk, um dann in ein rauschartiges, herzschlaggetränktes Kellerrasseln überzugehen und die Metamorphose geht endlos weiter. Sehr abgespacet das Ganze (Man verzeihe mir diesen deutsch-englischen Ausdruck) und vom Außenstehenden wohl kaum zu durchschauen. Titel drei basiert auf hochfrequenten Eisenschmirgeltönen und bewegt sich lange Zeit auf den Spuren der Drones.

…Um so mehr ich darüber nachdenke, umso weniger Lust habe ich, die Musik zu beschreiben. Das liegt nicht an meiner Faulheit, sondern daran, dass diese Klänge so schräg und abgefahren sind, dass es wenig Sinn macht rein deskriptiv zu Werke zu gehen.
Ich vermute mal, dass sich das potentielle Publikum von A.M.P. in einige wenige Gruppen aufsplittern wird. Unter anderem in die, die Mirko gut kennen und wissen, welchen Film er fährt, solche die ihn nicht kennen und das Ganze zumindest interessant finden und solche, die das Ganze nur für totalen Schwachsinn halten. Ich schließe mich der zweiten Gruppe an mit einer inhaltlichen Tendenz zur ersten, da ich, obwohl ich den Künstler nicht kenne, nachvollziehen kann, dass er da etwas ganz Eigenes auf die Beine gestellt hat. Wie gesagt, Bezüge lassen sich immer herstellen, Schubladen aufmachen und Stile zuordnen. Wer sagt aber, dass das unbedingt notwendig ist? Manchmal genügt es einfach, sich hinzusetzen und Ohren und Geist zu öffnen. In diesem Sinne ist "im Schlachthaus blühen die blumen" eine sehr ruhige, langsame Platte, auch wenn sie vom Sound her manchmal rech heftig wird. Ein wenig Erfahrung im Anhören von experimenteller Musik sollte Mensch schon mitbringen, um nicht gleich nach drei Minuten aus dem Sessel zu springen und die CD weit wegzuwerfen. Wer wie ich, nicht nur Freude an schrägen Klängen, sondern auch am Raumhörerlebnis selbst hat, sollte unbedingt ein Ohr riskieren.

Titel:
1. Yanonami 2. Im Schlachthaus blühen die Blumen 3. Pantha Rhei

Link zum Macher

PS: "...und ne cd-r ist es bei der sehr kleinen 100er-auflage (nicht lmitiert) zwar, allerdings in nem professionellen presswerk gebrannt..." Mirko

 

SPLIT mit Rostiges Riesenrad

Interview mit Mirko Uhlig / AmP


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