Beef Terminal - The Grey Knowledge (Noise Factory Records)
Mike Matheson lebt noch. Diese Feststellung ist keineswegs so banal, wie sie klingt. Nach "20 Goto 10" aus dem Jahre 2000 hätte sich niemand wundern müssen, wenn Matheson Selbstmord begangen hätte. Das todtraurig Werk seines Projektes "Beef Terminal" war alles andere als Lebensbejahend, also definitiv nicht für Suizidgefährdete geeignet. Depression, Einsamkeit und Verzweiflung hießen damals die Zutaten und auch auf "The Grey Knowledge" (allein der Titel verspricht schon einiges) sind diese Gewürze heraus zu schmecken. Ein wenig mehr Licht scheint in Matheson's Leben aber doch gefallen zu sein. Er sieht nicht mehr nur schwarz, sondern immerhin schon Grau. Musikalisch bewegt er sich in ähnlichen Gefilden wie zum Beispiel "Bohren und der Club of Gore" oder auch "Godspeed You Black Emperor" in ihren ruhigen Momenten, ohne deren brachiale Kraft jedoch. Matheson ist ein Einzelkämpfer und das hört man seinen Songs an. Schwebende Akustik und E-Gitarren, trippige Schlagzeug- und Computer-Beats, reichlich Soundflächen, Samples - alles ohne jede Hektik, traumhaft und zerbrechlich. Ein schönes Instrumental-Album um Atem zu holen und sich in sich selbst zu versenken. Wie auf "20 Goto 10" durchbricht Mike Matheson nur einmal dieses Schema und singt bei einem Titel, diesmal bei "The City Never Sleeps". Zitat: " I guess it's just a feeling." Any questions left?
Titel:
1. His Eyes Turn Black 2. An Early Start 3. Alchemy 4. Whirlybird 5. Marson
Lane 6. Losing 7. Daisyscience 8. Enter And Leave With Nothing 9. Time
Apart 10. Red Sky Take Warning 11. Steadfast 12. This City Never Goes
Sleeping 13. The Grey Knowledge
Beef Terminal - 20 GOTO 10 (Noise Factory Records/Hausmusik)
10 "sometimes
at night I can't sleep so I go into my kitchen"
20 "I know that that man in the window can see me"
30 "I imagine that I am a faded flag on a windy day"
40 "I surmise that I am the only person awake in the quiet neighborhood"
50 "I imagine that the gosts of my dead friends is standing above me,
pointing"
60 "I contemplate creeping downstairsd whilst everyone else sleeps"
70 "I imagine that I have lost everything I love"
80 "I begin to speak"
90 "GOTO 10"
Ready. Run ¿
Leider stehen obige Zeilen nicht im Booklet, sondern nur in der CD-Beschreibung. Wer die volle Wucht des Geschriebenen erfassen will, der braucht sie nur als Programm zu lesen. Ein besseres Gedicht oder sollte ich es lieber Textgemälde nennen, ist kaum vorstellbar, um einen Menschen in seiner Depression zu beschreiben. Melancholie schwingt mit in jedem Ton, der zwölf sparsam instrumentierten Stücke auf "20 GOTO 10". Verlust, Einsamkeit und stille Verzweiflung sind die Bausteine aus denen das Songs entstehen. Gitarrenklänge, vom Wind herangeweht, bilden einen magischen Teppich, mit dem der Hörer an einem heißen Tag über eine Stadt gleitet. Manchmal getragen vom Rhythmus, den ein Drumcomputer vorgibt, manchmal nahezu still stehend. Doch das Bild von den Menschen da unten bleibt immer das Gleiche: Sie hetzen an ihrem Leben vorbei und wissen nicht, was ihnen fehlt. Mike Matheson aka "beef terminal" scheint kein besonders glücklicher Mensch zu sein. Die Musik des Mannes aus Toronto, über den nicht einmal seine Plattenfirma allzu viel weiß, ist nichts für schwache Nerven. Wie Messerstiche treffen Telefongesprächsfetzen in die Brust: "She doesn't live her anymore, she lives with her boyfriend". Schwebende Gitarrensounds, von Zeit zu Zeit unterlegt mit trippigen Computerbeats, führen den Glauben an die Ewigkeit ad absurdum. Schon wenige Sekunden nachdem die CD verklungen ist, ist auch jede Erinnerung an die Musik gestorben, nur um beim nächsten Durchlauf erneut Assoziationen von Dunkelgrau bis Tiefschwarz ins Gehirn ihres Opfers zu brennen.
Titel:
1. you will pass away 2. levelhead/suffer 3. sick love under toronto 4.
forget you 5. gavin squared 6. he is right above me (for BDG) 7. sincere
8. so tripped up 9. i will not share you 10. the crackdown 11. 20 GOTO
10 12. how we ended up under the wheels
