V.A. - Berlin Bruit (LP, Ironflame)

Das Problem eines Samplers ist es stets, die passenden Beiträge zu finden. Zum einen soll das Stück irgendwie typisch für den jeweiligen Künstler sein, zum anderen sind reine "Hitsammlungen" insbesondere für Fans eher uninteressant und hinterlassen stets einen schalen Nachgeschmack.
Der Rahmen von "Berlin Bruit" ist durch die am gleichnamigen Festival beteiligten Bands vorgegeben. Insofern ist die Tatsache, dass alle Künstler des Abends mit je einem Track vertreten sind, nur natürlich. Doch wie steht es um die gelungene Auswahl eines Stückes?
Fünf der sechs Bands sind (soweit ich das nachvollziehen kann) mit einem exklusiven Track vertreten, von Sutcliffe Jügend hat es ein Stück von der letzten LP auf den Sampler geschafft.

Last Dominion Lost tragen deutlich die Handschrift von John Murphy. Wie auch dessen Hauptprojekt Knifeladder erzeugen sie eine überzeugend düstere Stimmung. Dunkle Drones, werden mit verschiedensten, verstörenden Stimmsamples überlagert, weitere Klangschichten setzen elektrische Entladungen, kreischendes Metall und perkussive Elemente etc. hinzu. In Summe ist "Perdue" jedoch ein eher ruhiges Stück, bei dem die Schlagzeugarbeit John Murphys kaum zum Tragen kommt.
Z'ev wartet dann mit einem seiner typischen Stücke auf - ein ambienter Hintergrund, der fast schon die Dimensionen einer Klangcollage einnimmt, über den der Künstler seine komplexen Rhythmusstrukturen legt. Von der dunklen Stimmung her schließt das Stück lückenlos an Last Dominion Lost an. Sutciff Jügend gehen dagegen etwas krasser zu Werke und liefern dann genau das ab, was man von ihnen erwartet: wirre, kreischende Sounds und ein Amoklaufender "Sänger" Kevin Tomkins, der sich das Leid und den Hass von der Seele brüllt. Viel extremer geht's kaum.
Bei nEGAPADRES.3.3. handelt es sich um ein "Nebenprojekt" der belgischen EBM-Industrial-Formation à;GRUMH. Ihr Track auf der "Berlin Bruit"-LP setzt sich aus zwei verschiedenen, eher experimentellen Klangkollagen zusammen. In eine ähnliche Kerbe schlagen Column One, bedienen sich doch besser identifizierbarer Quellen, wie verschiedener Gesänge, Tier- oder Technikgeräusche. Doch dies dient nur als Intro für ein reduziertes rhythmisches Ritual-Stück, das wiederum in deftiger Blasmusik übergeht. Sehr skurril aber doch recht typisch für den experimentellen Ansatz der Berliner. Den pflegt auch Dietrich von Euler-Donnersberg, der den Sampler mit einer recht wirren Klangcollage abschließt. Was der Sound allerdings mit dem Titel "Die Pickelbacke Des Kleinen Fritz" zu tun hat, wird wohl auf ewig das Geheimnis des Künstlers bleiben. Man könnte ihn zwar auch fragen aber herlich gesagt interessiert mich das nicht wirklich.

FaziT: Insgesamt eine sehr schöne Erinnerung an ein eindrucksvolles Konzertereignis, wenn auch das eine oder andere Stück etwas "typischer" hätte sein können. Aber dafür kann man sich ja auch die Plattend der Künstler selbst kaufen.


Tracklisting:
A1. Last Dominion Lost - Perdue
A2. Z'EV - Untitled
A3. Sutcliffe Jugend - What If (Blind Ignorant)
B1. nEGAPADRES.3.3. - Djeloul The Emerald Rorqual
B2. Column One - Queens Of Alley
B3. Ditterich v. Euler-Donnersperg - Die Pickelbacke Des Kleinen Fritz

 


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