Hladna

Hladna ist ein russisches Power Noise / Electronic-Ein-Mann-Projekt, das in seiner Heimat offensichtlich einigermaßen bekannt ist, hierzulande allerdings nur einigen Insidern. Dass ich zu diesen zähle, hat vor allen Dingen damit zu tun, dass Hladna als Gäste von NOISES OF RUSSIA bereits bei einer club|debil-Veranstaltung spielten.

Gromoglasnoe DA!

Über die Band etwas zu erfahren, stellt sich als äußerst schwierig dar. Im Internet konnte ich bis auf einen Discogs-Eintrag keine verwertbaren Informationen finden, nicht einmal einen Hin weis darauf, wie vorliegendes Werk heißt, das uns zwei Datenträger in typischer DIY-Verpackung präsentiert. Einen sehr guten Eindruck macht die per airbrush hergestellte Beschriftung der Tonträger.
CD eins enthält eine dreiviertel Stunde Musik, handlich eingeteilt in sechs Titel. Der Stil von Hladna variiert von brutalem Power Noise mit verzerrten Vocals hin zu fast schon avantgardistischen elektronischen Soundgebilden mit Metallkratzereien und Brummschleifen, denen der Live-Charakter anzuhören ist. Ruhige Passagen halten nie allzu lange vor, es ziept, scherbelt und zerrt, dass es eine wahre Freude ist. Man könnte das Ganze auch einfach Noise Ambient nennen. Der Weg zum Tinnitus ist auf jeden Fall nicht weit…
Neben der Musik enthält die CD noch einige seltsame Videos. Bei "Hladna" sieht man eine geometrische Konstruktion, ins Bild und wieder raus laufen. Dazu ist ein Knattern wie von einem kleinen Motor zu hören. "Big Square Hit" erheitert mit einfachen Synthiesounds wie vom Atari-Ping Pong und dazu sich farblich verändernden neun Rechtecken. "Desinfection" zeigt ein ebenfalls sehr lustiges Video von einem Papproboter, der Toiletten reinigt: das Ganze ist unterlegt mit einer minimalistischen Tanzmusik. Den gleichen Protagonisten und seinen menschlichen Betreuer sieht man bei "At the table" an selbigem Sitzen und mit einem Aufziehroboter spielen.Dazu gibt es einen sehr spacigen Synthiesound Marke Kraftwerk auf die Ohren. Alle Filme sind recht kurz, nur letztgenannter ist etwas länger als zwei Minuten. Die Bilder auf der CD lassen sich nicht öffnen, da sie ein seltsames Format haben.

Auf der zweiten CD befindet sich ein Video im avi-Format, das ich mir erst nach einiger Anstrengung anschauen konnte. Wahrscheinlich verwenden die Russen eine andere Kodierung und so bekam ich in allen Programmen eine freundlichen Fehlermeldung. Erst nachdem ich mir einen neuen Player aus dem Internet geladen hatte, war das Problem behoben. So konnte ich dann erfahren, dass es sich um den etwa 45 Minuten langen Mitschnitt eines Konzertes in St. Petersburg vom Mai 2003 handelt. Leider konnte ich nicht herausfinden, ob die seltsam verschobenen Farben beabsichtigt sind oder nicht. Letztendlich auch kein allzu großer Verlust, denn der Mitschnitt hat keinen allzu großen künstlerischen Wert, besteht er doch ausschließlich aus dem wackligen Bild einer Handkamera. Wäre das Ganze nicht blau sonder schwarz-weiß würde man auch nicht viel mehr sehen, als einen jungen Mann mit Gasmaske, der hinter seinem Tisch Sounds erzeugt. Zum Teil mit immensen körperlichen Einsatz. Die Tonqualität ist übrigens ganz in Ordnung, besser auf jeden Fall, als man es von einem Homevideo erwarten kann. Musikalisch bietet Hladna das gleiche Spektrum wie auf "normaler" CD, Krachiges, verzerrte Stimme, reinen Noise, Rhythmisches und avantgardistische Klänge in einem fortlaufenden Wechsel.

 


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Vorliegende CD mit neun Titeln und einer Spieldauer von 54 Minuten kommt etwas ruhiger als "Gromoglasnoe DA!" daher, wie sich bereits anhand des Titels "Drone Noise 1998 -1999" vermuten lässt. Die einzelnen Stücke, die vorrangig auf Field Recordings aufgebaut sind, versprühen einen sehr rauen Charme. Das Ganze erinnert an die typischen Klangkünstler, die mit allerlei Quellen atmosphärische Sounds erzeugen. Rhythmus und ähnliche Strukturen spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle, Hladna liefern einen sich stetig aber langsam verändernden Sound ab. Das sehr kurze Stück fünf fällt aus der Reihe. Hier hat der Künstler ein paar seltsame tierartige Geräusche ins Mikrophon gegrunzt.
Insgesamt ein sehr entspanntes und interessantes Werk, das sich vor hiesigen Veröffentlichungen nicht verstecken muss.

 


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