V.A. - Knights Of Abyss (CD, Abyss Records)

Die CD aus dem Jahre 1995 ist eines der Überbleibsel des Abyss Records, das einige "okkulte" Veröffentlichungen zu verantworten hat und jetzt als Quartier23 weiterlebt.

Auf dem Sampler finden sich neben anderen einige Größen der Mitt-90er der dunkel-okkulten Szene: The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud, Allerseelen; Kirlian Camera, Hybryds. Einige dieser Bands, so Allerseelen und Kirlian Camera sind noch heute übel beleumdet. Immer wieder versuchen politisch korrekte Menschen diese Bands zu diskreditieren, mit dem Ergebnis, dass durch die ständige mediale Beachtung die eher durchschnittlichen Projekte aufgewertet werden. An Allerseelen lässt sich das sehr schön festmachen. Unbestritten ist, dass der Mann hinterm Projekt, Gerhard Petak, zeitweise sehr eigentümliche Ansichten vertrat. Seine Musik empfand ich - bis auf wenige Ausnahmen - eher meist als skurril bis langweilig. Auf diesem Sampler vertretenes, nicht ganz untypisches "Gilbhard in Stahlgewittern" fällt eher in erstere Kategorie. Bretzelnde Gitarre, stampfender Rhythmus, die Vocals in den Hintergrund gemischt. Das ist nicht wirklich spannend und nichts, was eine fanatische Anhängerschaft rechtfertigt. Künstlerisch ist Allerseelen allerhöchstens Mittelmaß. Ähnliches ließe sich über die italienischen Kirlian Camera sagen. Mir war nie einsichtig, was an dieser Band so außergewöhnlich sein soll. Anfangs - das erste Album, das ich von der Band kannte und damals noch auf MC bannte, war das von Discordia wiederveröffentlichte "Eclipse" - sortierte ich die Musik unter leicht melancholischem Italo Synthie Pop ein. An dieser Meinung hat sich bis heute nicht viel geändert, wenn die Band auch mittlerweile wesentlich spannendere Musik veröffentlich hat. Das hier vertreten Stück "Krematorium IV" lässt sich sofort Herrn Bergami und Kollegen zuordnen: druckvolle Elektronik mit einer kraftwerkartigen Stimme und Stimmung, ein eher experimenteller Track der Italiener.
Sucht man auf diesem Sampler wirklich "böse" Musik, dann bleibt eigentlich nur der überragende Beitrag von The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud. Albin Julius (mittlerweile Blutharsch) und seine singende Lebensabschnittsgefährtin Alzbeth lassen dem Hörer das Blut in den Adern gefrieren. Eine richtig finster-theatralische Hymne, die reglerecht nach Gewalt riecht. Mit reichlich bösen Samples kommen auch Ah-Cama-Sotz daher, ihr Stück ist aber eher als Dark Electro einzusortieren, wenn die Belgier mal die Handbremse lösen würden, gar als Techno.
Die Landsleute von Hybryds kommen ebenfalls mit einem düsteren Track daher, der wie immer auf tribalen Rhythmen basiert. Das Richtige für irgendwelche archaischen Rituale.
Einfach nur schön ist hingegen der melancholische Popsong der französischen Collection D'Arnell-Andrea, der mit einem treibenden Rhythmus zum Mitwippen und -tanzen einlädt. Der weibliche Gesang ist allerdings aus meiner Sicht etwas gewöhnungsbedürftig. Angenehme martialisch wird es mit dem musikalisch sehr anspruchsvollen Beitrag von Leitmotiv aka Frédéric Truong. Der Franzose positioniert sich auch als einziger auf unspektakuläre Weise politisch über den Namen seines Tracks: "Blood For An Absurd Ideology".
Die restlichen Songs sind nicht wirklich eingängig. N.L.C. warten auf mit einer symphonischen aber recht flach wirkenden instrumentalen "Rockopern-Nummer", die japanischen Jack Or Jave verstören mit einem schrägen Stück mit klassischer Violinenmelodie und tropfender Gitarre, zu dem eine Frau (Chako Hattori herself?) seltsame Geräusche macht. Oral Constitution kann ich nur als Belastung empfinden, der Tribal-Sound ist OK aber der seltsame "Gesang" nervt einfach. Der Titel "Galloping Negros Invading Germany" kann eigentlich nur mit einem Augenzwinckern gemeint sein. Den Abschluss bildet das ebenfalls sehr sperrige Autopsia-Stück "Damned", das man in guter d-englicher Manier als "Klassik made by electronical devices..." charakterisieren kann.

Insgesamt ein sehr abwechslungsreicher, wenn auch etwas durchwachsener Sampler. Wer das Teil bekommt, sollte aber trotzdem zugreifen, schließlich ist das Tondokument jetzt schon 15! Jahre alt.


Titel:
1. N.L.C. - The Only Enemy Is In The Mirror
2. Jack Or Jive - Walk Against The Wind
3. The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud - Untitled
4. Collection D'Arnell-Andrea - Deafening Breath
5. Leitmotiv - Blood For An Absurd Ideology
6. Hybryds - Dolichenus
7. Kirlian Camera - Krematorium IV
8. Allerseelen - Gilbhard in Stahlgewittern
9. Ah Cama Sotz - The Ghost Of Inexistence
10. Oral Constitution - Galloping Negros Invading Germany
11. Autopsia - Damned (live 11/3/93 Praha)

 


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