V.A. - Kosmoloko 2 (LP, CD, Galakthorroe)


Der vorliegende Tonträger ist die zweite Labelschau des Galakthorroe-Labels, am besten wohl bekannt als Heimat von Haus Arafna. Wie schon auf Teil 1 dieses Samplers finden sich fünf aktuell aktive Projekte mit jeweils zwei Liedern. Den Anfang machen NOVEMBER NÖVELET, sozusagen die „weibliche Seite von Haus Arafna“, mit zwei träumerisch-dunklen Popstücken. „The Darkness Of My Mind“ klingt dabei, wie während der „Magic“-Session aufgenommen, die Atmosphäre ist die gleiche, auch mancher Sound. Persönlich stört mich das nicht, denn von „Magic“ kann ich eigentlich nicht genug bekommen. In „Changing Mind“ ist dann überraschenderweise männlicher Gesang zu hören, ein Stück, das man auch auf einer der letzten Haus Arafna-Platten hätte hören können, wobei sich der November Növelet-Sound doch noch ein klein wenig unterscheidet.
Als zweit sind Hau... nein, das ist doch SUBLIMINAL, mit den typischen verspulten Stimmen und den kratzig-repetitiven Sounds. Es könnte aber auch ein Frühwerk der Arafnas sein. Für mich als alten Krachfan, ist Embrace“ eines der besten, weil boshaftesten Stücke auf „Kosmoloko 2“. „For Your Eyes Only“ hat dann mehr den Charakter einer Reprise oder eines Intermezzos, dem Track, der eine maschinelle Atmosphäre erzeugt, fehlen ein wenig die Höhepunkte. Erst nach knapp drei Minuten kommt ein fast schon tierisch wirkendes Gekrächze und später Schreie hinzu, mit dem man schön die Nachbarn erschrecken kann. Immer vorausgesetzt, man hat Freude daran, die Tür eingetreten zu bekommen.
Es folgt Hau... nein, HERZ JÜHNIG! Die Stimme ist etwas weicher, die Aussprache etwas betonter aber Soundtechnisch ist es schon schwer, hier noch einen Unterschied zu den Arafnas auszumachen. Der klare und verzerrte Wechsel(sprech)gesang, die pulsierenden Beats, wabernde Sequenzerklänge „Son Of Earth“ hätte durchaus auf „Butterfly“ seinen Platz finden können. „Der Elektrische Horror“ ist dann etwas zurückhaltender aber auch hier gilt das bereits Gesagte.
Bei HERMANN KOPP muss ich dann das erste Mal nicht nachschauen, das klingt zwar nach einem ähnlichen Instrumentarium aber letztendlich ganz anders als Haus Arafna. „Putrefaction“ ist ein schön schräger Track mit einem hoppelnden Rhythmus, verzerrten Streichern, einer verleierten Keyboardmelodie, einem aus der Spur geratenen Glockenspiel etc. bei „Vessels“ kommt dann scheinbar eine echte Geige zu Einsatz, deren wenige, leicht danaben geratenen Töne als Loop das Rückgrat des Tracks ausmachen, das Ganze wird dann wie bei „Putrefaction“ mit verschiedenen anderen Schichen, z.B. der gezupften Geige, ebenfalls einer Art Glockenspiel etc. kombiniert. Etwas klarer im Klang aber genauso schön schräg, wie der Vorgänger.
Zu guter Letzt dürfen dann die Hausherren noch selbst ran. HAUS ARAFNA lassen es dann auch gleich ordentlich krachen, zwar ist „Lying In State“ ein Midtempo-Stück, doch so beängstigender ist, die Klage einer verlorenen Seele, die durch einen extrem verzerrten Sound extra stark aufs Gemüt schlägt. Kurz vor Schluss folgt dann der Ausbruch, der dem Hörer das Gehirn wegbläst. Alle scharfen Gegenstände außer Reichweite legen! „Your Hero“ ist hingegen wieder etwas „freundlicher“, soll heißen, „nur“ melancholisch und nicht selbstzerstörerisch. Metallische Akzente über einem mit mittleren Geschwindigkeit stoisch hinblubbernden Rhythmus und die nach Einsamkeit und Aufgabe klingende Stimme geben dem Stück eine unglaubliche Intensität, die schon fast zu viel wird.

Wie der aufmerksame Leser schon zwischen den Zeilen gelesen haben wird: Galakthorroe kann sich eigentlich nur selbst Konkurrenz machen: Auf Dauer wäre es sicher sinnvoll, die Sounds etwas zu diversifizieren, damit sich nicht ständig dieser Deja-vu-Effekt einstellt. Letztendlich höre ich mir aber lieber noch ein paar (sorry für den Ausdruck) Haus-Arafna-Klone an, als das, was sonst hierzulande als Industrial verkauft wird....


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V.A. - Kosmoloko (LP / CD, Galakthorroe)

Den fanatischen Jüngern des Industrial hierzulande ist das Label Galakthorrö mehr als nur ein Begriff. Die meisten Freunde schräger Klänge nennen mindestens eine Veröffentlichung aus diesem Hause ihr Eigen. Seien es die Hausherren und -damen selbst, in ihrer Erscheinungsform als HAUS ARAFNA oder als November Növelet, eines der frühen Releases namens NIGHTMARISH, KARL RUNAU oder SUBLIMINAL: Wer eine Galakthorrö-Scheibe besitzt, wird von allen zu spät gekommenen Krachfetischisten beneidet. Wer mit all den Namen nichts anfangen kann, darf sowieso nicht mitreden. Seit zehn Jahren besteht Galakthorrö nun. Angefangen hat alles mit der Veröffentlichung des ersten eigenen Tonträgers der Macher: Haus Arafnas "Sex-U-Mas"-Single. Damals hätte sicher niemand daran geglaubt, dass das Interesse mit jedem weiteren Titel nahezu exponentiell zu wachsen scheint. Dieser Erfolg in einer Zeit, in der für die meisten Industrial nichts weiter als eine Form von härterem Techno ist, verwundert. Wenn das Gros der Hörer auf Rhythmus setzt, folgen die Galakthorrö-Künstler verschrobenen 80ies Soundspielereien (KARL RUNAU) und den Spuren der Szeneveteranen wie SPK (HAUS ARAFNA, SUBLIMINAL), wenn die harte Noisefraktion sich im schneller, weiter, höher überbietet, integrieren die Individualisten ungeniert Popelemente (NOVEMBER NÖVELET, HAUS ARAFNA) und sind damit zum Erstaunen der allwissenden Marketingexperten auch noch erfolgreich. Die vorliegende Platte / CD lässt zehn Jahre Galakthorrö-Label auf ganz eigene Weise Revue passieren. Anstatt in den Archiven zu graben, haben die noch aktiven Künstler neue, exklusive Tracks beigesteuert. Insgesamt zehn Stück von fünf Projekten, darunter MASKA GENETIK, die hier erstmals auf Tonträger erscheinen. Während HAUS ARAFNA den Bogen von den chaotischen Noiseorgien ihrer Anfangstrage hin zum Noise-Pop ihrer letzten Veröffentlichung "Butterfly" spannen, klingen SUBLIMINAL gewohnt gestört. NOVEMBER NÖVELET glänzen gewohnt entrückt und irgendwie typisch weiblich, KARL RUNAU lässt seine 80ies Sounds flirren. Auch die Neulinge ordnen sich in das gewohnte Klangbild ein, ohne wie die Fortsetzung alter Ideen mit neuen Mitteln zu klingen. Überhaupt sind MASKA GENETIKs Stücke die stärksten auf "Kosmoloko". Woran das liegt, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht können sie einfach den Bonus des Neuen für sich verbuchen, vielleicht klingen sie auch einfach am meisten nach den "guten alten Arafnas". Der Sampler erscheint in zwei Formen - einmal als handelsübliche CD mit einem sehr schön gestalteten Booklet. Die echten Freaks werden sich damit natürlich nicht zufrieden geben und zum Vinyl greifen. Dem liegt das CD-Infomaterial in Form von übergroßen Postkarten bei, die sicher neben der Platte selbst bei Ebay als Sammlerstücke auftauchen werden. Sehr sinnig auch die weiße Färbung des Presslings, schließlich haben sowohl Labelname als auch Samplerbezeichnung etwas mit Milch zu tun. Die erotische Covergestaltung setzt diesen Gedanken fort. Sehr schön und weiter so. Mindestens noch zehn Jahre!

PS: Zwei miteinander zusammenhängende Gründe zum Meckern gibt es doch: Die Vernachlässigung von NIGHTMARISH (dann wäre die Künstler-Diskografie vollständig gewesen) und die geringe Spielzeit der Platte von lächerlichen 38 Minuten… Die Idee mit der zehn hätte man wirklich nicht ganz so wörtlich nehmen müssen.

Titel:
1. Haus Arafna - Hymn Of Despair 2. Haus Arafna - After All Theses Days 3. Subliminal - Take You Baby 4. Subliminal - Hunting For Humans 5. Karl Runau - Driven By Instinct 6. Karl Runau - Hope For Your Understanding 7. Maska Genetik - Ocean 8. Maska Genetik - White Tracks 9. November Növelet - Initially (Bluish Eyes) 10. November Növelet - In the Age Of Tears

www.galakthorroe.de


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