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Lustmord - [Other]
(CD, Hydra Head Records)
Über Lustmord viel zu
sagen, heißt eigentlich Eulen nach Athen zu tragen. Wer mit dem
Genre "Dark Ambient" überhaupt etwas anfangen kann, kennt
den Namen von Brian Williams' Soundprojekt mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit. Der Waliser, der selbst die Bezeichnung "Dark
Ambient" für den Tod nicht ausstehen kann, gehört zum Umfeld
der ersten Industrial-Bands und ist unter anderem auf dem SPK-Album "Leichenschrei"
vertreten. Das von Williams seit 1985 betriebene Label "Side Effects"
zeichnet verantwortlich für Veröffentlichungen von SPK, Laibach,
Monte Cazazza, Lustmord, Greater Than One und Hunting Lodge.
Anfangs steht Lustmord für einen harschen, noisigen Sound (u.a. zu
hören auf "A Document Of Early Acoustic & Tactical Experimentation";
Dark Vinyl, 1991), später wird der gelernte Tontechniker zu einem
der einflussreichsten Schöpfer dunkler Klanglandschaften. In den
letzten Jahren fällt Lustmord zunehmend durch die Arbeit mit Kollegen
aus anderen Ecken des unendlichen Musikuniversums auf, so mit Shad T.
Scott auf "Lustmord Vs. Metal Beast" (Side Effects, 1997) oder
Melvins-Gitarren-Legende King Buzzo auf "Juggernaut" (Hydra
Head, 2007). Auch für das 2008 erschienene Album "[Other]"
versammelt Williams eine Riege bekannter Musiker um sich: Adam Jones (Tool),
King Buzzo (Melvins) und Aaron Turner (Gründer von Hydra Head Records
und Sänger von Isis). Mit dabei auch der australisch-stämmige
Film-Komponist Paul Haslinger, der unter anderem die Soundtracks für
"Underworld" und "X-Man: Wolverine" verantwortet und
auf "Godeater" zusätzliche Sounds beisteuert.
Knapp zwanzig Alben hat Lustmord bisher herausgebracht, "[Other]"
ist das zweite beim innovativen Label Hydra Head Records, auf dem u.a.
schon Werke von Neurosis, Isis, Sunn O))), Jesu oder Pelikan erschienen
sind. Williams befindet sich hier also in bester Gesellschaft all derer,
die Wert auf einen ungewöhnlichen, unverbrauchten Sound legen. Beim
Hören von "[Other]" fällt allerdings erst einmal die
Klarheit der Lustmordschen Klänge auf. Da hat wirklich ein Großmeister
am Regler geschraubt. Als Zweites ist die dominante Langsamkeit festzustellen.
Was bei den elektronischen Sounds im Dark Ambient Standard ist, wird auf
den Gitarreneinsatz erweitert. Statt wild auf den Seiten herumzugniedeln,
genügt das Anschlagen eines Tones, der gedehnt, gestreckt und moduliert
wird. Wer "Juggernaut" kennt, weiß, was ihn erwartet.
Seltsam ist nur die extrem hohe Ähnlichkeit mit den dort bereits
veröffentlichten Gitarrenparts. Ein wenig mehr Abwechslung wäre
nicht schlecht gewesen. Einfach nur geil sind jedoch die Momente, wenn
die Instrumente einsetzen (so z.B. in der Mitte von "Er Ub Us"),
denn sie atmen etwas von Größe und Unendlichkeit.
Insgesamt stellt sich bei dem wirklich sehr schönen Album bei mir
nicht die Riesenbegeisterung ein. Wie gesagt, handwerklich ist es absolut
perfekt, die Sounds sind sauber, gezielt gesetzt und an sich stimmig aber
berühren will mich das Ganze nicht. Auch kommt von der Horror-Atmosphäre,
die von vielen Kollegen beschrieben wird, bei mir nicht allzu viel an.
Die wunderbar gestaltete tiefschwarze Verpackung ist da vielleicht noch
am nächsten dran. Windgeräusche, Glockenläuten und ultratiefe
Frequenzen allein - so wie bei "Testament" im Einsatz - genügen
nicht. Das Ganze wirkt ein wenig uninspiriert und leblos, wie viele Hollywood-Filme.
"[Other]" ist wie ein gut gemachter Soundtrack, zu dem jedoch
die Bilder fehlen, da sie sich bei mir nicht einstellen wollen. Vielleicht
sollte ich ein paar mehr Horrorfilme schauen, vielleicht sollte ich das
Album auch noch mal kritisch beäugen, wenn es mir richtig schlecht
geht
Titel:
1. Testament
2. Element
3. Godeater
4. Dark Awakening
5. Ash
6. Of Aeons
7. Prime [Aversion]
8. Er Ub Us
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Lustmord - [The Dark
Places Of The Earth] (CD,
Vaultworks)
Die vorliegende Platte ist
ein "Remix" des [Other]-Albums, wobei der Ausdruck Remix hier
vielleicht eher unpassend ist, stellt sich der geneigte Musikkonsument
darunter doch vor allem rhythmisch aufgepeppte Stücke vor. Das Gegenteil
ist jedoch hier der Fall: Lustmord hat alles weggelassen, was er nicht
selbst angerührt hat und beliefert die Zuhörerschaft mit seinen
ultratiefen und ebenso finsteren Klangelaboraten. Persönlich gefällt
mir das besser als das "Original", der Sound ist auch ein klein
wenig "schmutziger", was seiner psychoakustischen Wirkung eindeutig
gut tut. Auf "[The Dark Places On Earth]" gibt es Lustmord völlig
unverfälscht: dunkle elektronische Soundscapes, böse Bassfrequenzen,
Drones, Field Recordings. Ein besonders schönes Beispiel für
letztere bietet "Primal". Dort ist das Zuschlagen von Türen
zu hören, wie man es nicht am Rechner zusammenschrauben kann. Da
stellt sich sofort die Assoziation ein, in einem Kühlhaus eingeschlossen
zu werden. Sehr schöne Untermalung für den persönlichen
Horrortrip; unbedingt Allein, im Dunklen und mit Kopfhörern genießen.
Die Bewusstseinserweiterung kommt ganz von selbst ;-)
Das Artwork ist wie immer erste
Sahne - ein weiterer Grund, die auf 1.000 Stück limitierte CD zu
erwerben.
Titel:
1. Fallen
2. Atom
3. Ashen
4. Eon
5. Primal
6. The Last Days
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Lustmord -
Juggernaut (CD, Hydra
Head Records)
Ja, das ist wirklich düster.
Keine Effekthascherei, sondern dunkel perlende Sounds voller majestätischer
Schwere. Kombiniert mit King Buzzos (Melvins) doomiger Gitarrenarbeit.
Was soll man mehr dazu sagen? Einfach nur ein geniales Album, mit dem
Lustmord wieder einmal beweist, dass er seinen Epigonen um Längen
voraus ist. Der perfekte Soundtrack für Alien 8.
Titel:
- Erie
- Prime
- Able
- Item
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