In Ferno +++ Idyll

SARDH - in Ferno

Kundenfreundlichkeit sieht anders aus: Ein fast vollständig schwarzes Digipack ohne jede Beschreibung, nur auf der CD stehen Band und Titel des Werkes. Die CD selbst enthält dann nur einen Titel - ganz offensichtlich handelt es sich also um einen Live-Mitschnitt. Auch ein Blick auf die Website verrät nichts. Bleibt also nur der Musik zu lauschen und diese wirken zu lassen.
Musikalisch besteht schnell kein Zweifel, dass es sich um eine echte, wenn auch etwas ungewöhnliche SARDH-Veröffentlichung handelt. Düster, teilweise disharmonisch, dann wieder rhythmisch oder meditativ. Manchmal auch alles zusammen. Typisch für die Band und im Genre eher unüblich ist der lautmalerische Stimmeinsatz, ungewöhnlich die streckenweise sehr noisigen und im Gegensatz dazu melodischen Klanglandschaften. Der Sound ist gewohnt komplex, da er sich aus vielen, unverbrauchten Quellen speist. Dies sorgt dafür, dass selbst noch das simpelste SARDH-Stück interessanter klingt, als vieles was man sonst zu hören bekommt.
Im Verlauf der CD kippt die Musik mehrfach vom Ambient - also von einem eher hintergründigen, fast schon installativen Sound - um in eine recht harsche Geräuschkulisse, die den eben noch träumenden Hörer aus seinem Sitz schnellen lässt.

Alles in allem sehr abwechslungsreich und nicht leicht konsumierbar. Schade nur, dass die Titel nicht unterteilt sind und mit den Informationen gegeizt wurde.

 

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SARDH - Idyll (CD im "Buch", Edition Raute)

Schon der erste Eindruck dieses Werkes - der äußere - lässt dem Freund industrieller Klänge den Speichel im Munde zusammenlaufen. "Idyll" kommt im CD-Buch-Format (wie immer das auch fachlich richtig heißt) mit Prägecover und sehr schönem Booklet voller ebensolcher Fotografien. Hier ist sie wieder die SARDH-Ästhetik, die Technisches, Menschengeschaffenes und Natürliches und da zuallererst den Verfall auf geniale Art miteinander verbindet. Ein Anspruch, der sich auch auf dem eigentlichen Tonträger fortsetzt, denn mehr als sonst üblich, sind in das Klangbild von "Idyll" Fieldrecordings eingeflossen. Genauer gesagt bilden diese die Basis des aktuellen Werkes, denn SARDHist Schweiger ließ bei einem Studienaufenthalt im Grimmaer Hinterland auf seinen Spaziergängen das Aufnahmegerät laufen. Der ebenfalls studierende polnische Death Metal-Drummer Piotr Michalkowski schloss sich den Streifzügen an und lieferte auch akustisch wesentliche Rhythmusparts für "Idyll". Daheim im Dresdner Studio mischte die versammelte SARDH-Mannschaft das in der sächsischen Provinz gewonnene Rohmaterial mit eigenen Beiträgen und heraus kam ein wunderschönes Stück Ambient-Musik von fast schon unheimlicher Dichte. Einzelne Stücke herauszuheben, ist der Sache nicht dienlich und auch wenig anschaulich, denn die Werke sind alle schlicht mit "Idyll" und einer Nummerierung betitelt. Das besondere dieser SARDH-Veröffentlichung ist das eher untypisch Zurückhaltende. Die Dresdner haben ganz dem Titel entsprechend zur Eichung ihrer Klänge diesmal nicht die industrielle Großstadtlandschaft, sondern Gottes freie Natur gewählt. Das macht das vorliegende Werk zu einem echten Hörgenuss auch für die, die sonst eher mit dem Genre Industrial nichts anfangen können. Die zum Teil vertrackten Rhythmen, die Michalkowski anschlägt, geben den Stücken ihre besondere Note und lassen auch Schlagwerkexperten mit der Zunge schnalzen. Insgesamt fällt mir nur ein abschließendes Urteil zu dieser Scheibe ein: sehr schön! PS: Die eigentlich im Booklet vermerkte Labelzugehörigkeit zu Membrum Debile Propaganda hat sich in der Praxis dadurch erledigt, dass der Betreiber irgendwie abgetaucht ist. Wer Herrn Kessmann findet, darf ihn behalten ;-)

www.sardh.de

 

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