Tabor Radosti Agartta (CD, Alien Productions)Tabor Radosti pflegen ihren
ganz eigenen Stil, der hier auch schon mehrfach beschreiben wurde. Dunkle
Keyboardmusik mit martialischem Erscheinungsbild und mystischen Referenzen.
Wer die Tschechen zum ersten mal hört, wird wohl an diverse Cold
Meat-Projekte denken. Mit Agartta liegt das mittlerweile vierte
Vollzeitalbum des Duos vor. Auch wenn sich der typische, druckvolle Tabor-Radosti-Sound
im wesentlichen nicht mehr ändert, kommen jedoch neue Elemente hinzu.
Am auffälligsten ist der klare, weibliche Gesang, ganz prägnant
bei Titel Nummer drei Tenze. Aus meiner Sicht ist dies allerdings
der kommerziellste und am wenigsten interessante Track des Albums; gerade
der archaische Sprechgesang der Tschechen gefällt mir besonders gut.
Bei Integrita flüstert die Dame dann auch nur, was mir
eher zusagt. In diesem Stück taucht dann auch ganz ungewohnt für
das TR-Klangbild ein elektronisches Saxophon auf, das sich aber hervorragend
einfügt. Abgesehen von dem kleinen Tenze-Ausrutscher
gefällt mir das Werk wieder ausgenommen gut, der Sound ist hervorragend
und auch die Verpackung in der Metallbox kann sich sehen lassen.
Tábor Radosti-Werkschau Tábor Radosti (Joy Camp
zu gut deutsch dann wohl Freudenlager) ist ein tschechisches Zweimannprojekt,
das laut Angaben der Website seit 1995 existiert. Zwei Jahre nach Gründung
erfolgte der erste Live-Auftritt, damals noch ohne Veröffentlichung
im Gepäck. Die entstand 2001, einfach "Tábor Radosti"
betitelt. Zwei Jahre später erschien, wieder in Eigenproduktion "Hávámal",
die dann ein weiteres Jahr später beim 10ten Prager Industrial Festival
live präsentiert wurde. Das war dann offensichtlich für das
tschechische Epidemie-Label Grund genug, Tábor Radosti unter Vertrag
zu nehmen. Bei Epidemie erschien 2006 "Lamat", das bislang letzte
Werk der Band.
Bis zu dem Zeitpunkt als ich
ihre CDs zum ersten Mal hörte, hatte ich die Band nur zweimal live
gesehen. Dahatten sie mich nicht so recht begeistert, wahrscheinlich lag
es an den Masken und den bemüht heidnischen-düsteren Videos,
die im Hintergrund liefen. Ohne diese optische, mich störende Komponente
sagt mir die Musik von Tábor Radosti jedoch zu auch wenn der Rhythmus
gelegentlich ein wenig mehr Abwechslung vertragen könnte. Titel: bonus track
Wie bereits gesagt: riesige
Unterschiede zur ersten Platte gibt es nicht. Der Sound ist etwas klarer
geworden - sicher hat man in bessere Technik investiert. Die synthetische
Herkunft aller Töne hört man jedoch immer noch. Das tut dem
Genuss der Musik aber keinen Abbruch, Tábor Radosti sind noch einen
Zacken dunkler geworden, wobei man das Ganze natürlich auch als aufgesetzt
betrachten kann. Die Band hat sich aber nun einmal ein bestimmtes Image
gegeben - die Masken bei den Liveauftritten erinnern immer an Priester
irgendeines mächtigen, alten Kultes - und leben dieses in ihrem künstlerischen
Schaffen aus. Stößt man sich daran nicht, dann entfaltet die
Musik von Tábor Radosti eine angenehme suggestive Kraft.
bonus track
Tábor Radosti - Lamat (CD Epidemie Records, 2006) Die erste professionelle Veröffentlichung
der Tschechen zeigt Tábor Radosti von ihrer besten Seite: Dunkle,
ambiente Sounds, dezente, abwechslungsreiche Rhythmen, eine superböse
Stimme, die manchem sicher das Fürchten lehrt. Klangtechnisch ein
echter Quantensprung, kommt "Lamat" auch optisch beeindruckend
daher. Die CD im Digipack ist geschmackvoll gestaltet, die anhand der
Titel vermutete Beschäftigung mit den Kulten der südamerikanischen
Indianer ist ansprechend umgesetzt.
bonus track |
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