V.A. - New Dark Age Vol.1 (Indigo, Strobelight)

Dark Age ist die englische Bezeichnung für Mittelalter und heißt nicht umsonst so, denn das Mittelalter war für viele Menschen eine finstere Zeit. Im Zusammenhang mit dieser Compilation steht "Dark" eher als Synonym für Schwarze Szene, denn für mittelalterliche Musik. Ganze 34 Bands sind auf den beiden Silberlingen versammelt und nach dem Durchhören kann bestätigt werden, dass das "schwarze" Prädikat zu Recht vergeben wurde. Zuallererst deshalb, weil hier endlich mal Musik enthalten ist, die wirklich etwas mit den Wurzeln der Gothic Szene zu tun hat. Auch wenn sich niemand mehr daran zu erinnern scheint - die Urväter des Genres, von Joy Division über Bauhaus, Virgin Prunes, Siouxie & The Banshees, ja auch The Cure und Sisters Of Mercy waren Gitarrenbands. Bis auf einige wenige, verzeihliche Ausrutscher, z.B. IKON, sind auf "New Dark Age" Vertreter aller relevanten Subgenres der dunklen Saitenquäler-Garde versammelt. Neben bekannteren Namen wie THE LAST DANCE, PENIS FLY TRAP, KISS THE BLADE oder BLOODY DEAD & SEXY finden sich auch (zumindest mir) noch unbekannte - wobei das kein Qualitätsurteil sein soll. Im Gegenteil, gerade die noch nicht so populären Combos sorgen für die gelungensten Überraschungen. SCARY BITCHES lassen die Cramps ziemlich alt aussehen, BLACK ICE gehen auch als düstere Souixie-Version durch und HUMAN DISEASE' "Petals" könnte auch aus der Feder von Andy Sex Gang stammen. Trotzdem klingen diese Bands nicht wie Kopien, sondern betreiben Traditionspflege im positiven Sinne: Die guten Dinge werden übernommen und zu einem eigenen Stil verarbeitet. Das stimmt zuversichtlich.

Natürlich gibt es bei viel Licht auch immer Schatten und so wissen nicht alle Projekte 100%ig zu überzeugen. Ganz umsonst war die Gitarrenfraktion nicht im Untergrund verschwunden, denn das Mittelmaß dominierte und ganz erholt hat sich das Genre noch nicht davon. Neuere Entwicklungen, wie die Reanimation des Death Rock (ein sehr schönes Wortspiel!) mit Bands wie CHANTS OF MALDOROR, MURDER AT THE REGISTRY oder FRANK THE BAPTIST stimmen jedoch zuversichtlich und versetzen mich persönlich stärker in Verzückung als andere Tendenzen. Ein bisschen mehr Experimentierfreude, so wie es die Slowaken von THE LAST DAYS OF JESUS vormachen, könnte garantiert nicht schaden. Die Zeiten der Langeweile scheinen jedenfalls vorbei zu sein und das ist gut so. Ein Wort noch zum Booklet: Dass man in Zeiten des Internets keine langatmigen Bandbeschreibungen mehr abdruckt, ist OK auch wenn die Nichtvernetzten darunter leiden müssen. Bei der Wahl des Covermotives wäre jedoch ein wenig mehr Sorgfalt geboten. Der abgebildete junge Mann sieht zu sehr nach dem einsamen Szene-Pausenclown mit dem großen "L" am Anfang aus. Das könnte potentielles Zielpublikum vergraulen.

Titel CD1:
1. Scary Bitches - Scary Bitches 2. The Last Dance - Whisper (Between Strobelights) 3. Ikon - Ghost In My Head 4. Chants Of Maldoror -Spectre (Love Is Dead) 5. Black Ice - Eve E. 6. Smiling Goth - Beetlejuice 7. Culture Reverse - Our Eyes Squint Sadly 8. Collapsing New People - Revolution Girl 9. Penis Fly Trap - Cemetery Girl 10. Altered States - Go The Distance 11. Belisha - Eyes That Blacken 12. Casual - Tard 13. Avartia - And Here They Are Again 14. Bats In The Belfry - Sanatorium 15. Creta - Silence 16. Noone I Know - Save What's Left (In The Strobelight) 17. Descendants Of Cain - The Ceremony

Titel CD2:
1. The Ghost Of Lemora - Dread The Day (The Cities Rise) 2. Murder At The Registry - The Stolen Photograph 3. Tragic Black - Nachtschleichen (Reanimated Mix) 4. Human Disease - Petals (Pt. 1) 5. The Last Days Of Jesus - Guns'n'Drums'n'March'n'Fun 6. Frankenstein - She Cast No Shadows 7. New Days Delay - Tiny Monsters & Fury Little Creatures 8. DeSade - Night Terrors 9. Ordeal By Fire - Re-creation 10. Reptyle - Massacre Celebration 11. Exit To Eden - French Kiss 12. Hatesex - Spiritual Palsy 13. Trespass - Comedown (Lost In Ligth Version) 14. Frank The Baptist - All The Faces 15. Bloody Dead & Sexy - Bloody Rose 16. The Faces Of Sarah - Misery Tunes 17. Kiss The Blade - Gone Again


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