Myrikvidi +++ Runen +++ Idafeld

Voxus Imp. - Myrikvidi (LP, Mjölnir Tonkunst, lim. 300)


So richtig weiß ich nicht, was ich mit dieser Platte anfangen soll. Die beiden Vorgänger "Idafeld" und "Runen" haben mich begeistert. "Myrikvidi", zehn Jahre nach der letzten offiziellen Langspielplatte veröffentlicht, hinterlässt beim ersten Durchhören ein Gefühl der Unzufriedenheit. Der Rezensent fragt sich, was das hier eigentlich ist: Musik, Kasperletheater? Beim zweiten Durchgang fällt das Urteil gnädiger aus, denn eins ist gewiss: Voxus Imp. ist sehr speziell…
Kommen wir erst einmal zum Äußeren: Voxus Imp. legt wie immer Wert auf die hohe Qualität seiner Veröffentlichungen - schweres Vinyl, ansprechende Gestaltung, eine hübsche Beilage aus handgeschöpften Papier mit wissenschaftlichem Traktat von Dr. Kai Busch, den wir schon von Runen kennen.
Auf der Website bezeichnet der Künstler sein Werk als Klangskulptur und vielleicht ist das auch der passende Ausdruck für "Myrikvidi". Neben "richtiger" Musik gibt es Wald- und Windgeräusche, mehr oder weniger seltsame Gedichte und Geschichten, in der typischen, leicht theatralischen Rezitationsart des Herrn Künstlers vorgetragen. Besonders schön kommt dies zur Geltung bei "Tannenblut", dem ersten Stück, bei dem Voxus richtig singt. Die Musik changiert zwischen klassisch-symphonisch und ungewohnt experimentell - definitiv einer der besten Titel der LP. Das anschließende "Windjammer" klingt dagegen wie ein Beitrag aus dem Kindertheater. "Huh huh!"
Ähnlich albern beginnt Seite zwei mit "Lichtung", einem Stück, bei dem eine gespenstige Stimme den Hörer fragt, warum er denn spukt. "Nibelheim" kontrastiert dagegen opernhaften Gesang und Musik wagnerischen Ausmaßes mit einem sehr eingängigen Tribal-Rhythmus. Die Umsetzung der Waldteufel-Komposition "Eibental" mit Markus Wolff himself als Sänger gehört definitiv zu den Highlights der Platte. Das wunderschöne Lied sollte bei einschlägigen Neofolk-Veranstaltungen problemlos die Tanzfläche füllen. Ein wenig enttäuschend ist der Abschluss der LP, "Abschied & Bevölkerung". Der Sound ist dem geneigten Voxus-Hörer längst bekannt, stammt er doch von der VE Europa-Veröffentlichung "Heiliges Europa - Visionen einer zukünftigen Gesellschaft". Nach fast zehn Jahren kreativer Pause hätte man durchaus etwas mehr erwarten können.

Alles in allem ein sehr durchwachsenes Erlebnis, mit dem Voxus Imp. wieder einmal bestätigt, dass er seinen ganz eigenen Weg geht und sich wenig um die üblichen Verwertungsmechanismen schert.

Titel:

1. Hinein ins Dunkel
2. Fergunna
3. Tannenblut
4. Windjammer
5. Lichtung
6. Nibelheim
7. Eibental
8. Abgott Flintz
9. Abschied & Bevölkerung


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Voxus Imp. - Runen (LP, Mjölnir Tonkunst, lim. 300)

"Runen" ist die Neuauflage eines 1994 erschienen Tapes gleichen Namens vom Dresdner Ein-Mann-Projekt Voxus Imp. Nun könnte man sich fragen, ob es Sinn macht, nach zehn Jahre einen Tonträger wieder zu veröffentlichen; eine Frage, die sich schon nach einmaligem Durchhören als überflüssig erweist (ganz zu schweigen davon, dass es die MC natürlich offiziell nicht mehr gibt).

Das Thema "Runen" ist in neuheidnischen Kreisen ein sehr beliebtes, doch nicht selten verkommt die Beschäftigung damit zu seltsamer Folklore. Voxus Imp. hat einen eigenen Weg gesucht und gefunden, sich der Schrift und damit auch dem Gedankengut der Vorfahren anzunähern. Seine Stücke sind akustische Meditationen über einzelne Runen und die damit verbundenen Aspekte des weltlichen und geistlichen Lebens der alten Germanen. Selbstverständlich kann man nicht erwarten, dass hier irgendwelche uralten Rituale zelebriert werden, denn unser Wissen über die Altvorderen ist eher bruchstückhaft. Voxus Imp. gelingt es dennoch, atmosphärisch sehr dichte und kein bisschen angestaubte Klangreisen zu den Ursprüngen unserer Kultur zu schaffen. Vor allen Dingen wirkt seine Suche nach den Wurzeln nicht albern, sondern sehr ernst. Dazu trägt der beschwörend vorgetragene "germanische" Sprechgesang bei (leider weiß ich nicht, wie die Sprache korrekt heißt), der aber nicht unbedingt Authentizität vermitteln soll, sondern einfach das geeignete Medium für das Anliegen des Künstlers darstellt. Musikalisch dominiert die Elektronik. Alles ist sehr einfach und doch vielschichtig gehalten, eine Einordnung zu Neofolk, Industrial oder Ambient unmöglich, "Runen" entzieht sich diesen Klischees. Wenn es denn unbedingt sein muss, sollte man zur Kategorisierung unbedingt das Attribut "rituell" verwenden, von daher also ist das vorliegende Werk am ehesten noch als "Ritual Ambient" oder "Ritual Synthetik Folk" (so ein Scheiß) zu bezeichnen. Die Intensität der Aufnahmen verlangt diesen Vorsatz unbedingt. Im Vergleich zur drei Jahre nach dem Tape erschienenen LP "Idafeld" ist "Runen" jedoch wesentlich weniger sperrig und leichter konsumierbar.

Natürlich gibt es einige Kritikpunkte. Mancher wird das Ganze ein wenig zu simpel finden, über den Lagerfeuergesang bei "Fehu" oder die gewollt martialische Aussprache lachen oder zu Zeilen wie "Wir sind von den Hammergottes Geschlecht und wollen sein Weltreich werden" bei "Thuriaz" den Kopf schütteln. Niemand wird jedoch leugnen wollen, dass Voxus Imp. hier etwas Bleibendes geschaffen hat. Das wunderbare "Beiwerk" zur Musik, aufwändig gestaltetes Gatefoldcover, schweres Vinyl und ein sehr erhellendes Traktat zum Thema Runen aus der Feder des Dr. phil. der nordischen Philologie Kay Busch (also wirklich ein Fachmann auf dem Gebiet!) verstärken den Eindruck: "Runen" sind für die Ewigkeit gemacht.

Titel:
1. Heil Dagr! 2. Fehu 3. Uruz 4. Thurisaz 5. Ansuz 6. Raitho 7. Kaunan / Kune 8. Veiste hve rista skal?

www.mjölnir-tonkunst.de


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Voxus Imp. - Idafeld (CD im Digipack, Eis & Licht / Mjölnir Tonkunst)

Viel gibt es zu dieser CD eigentlich nicht zu sagen, denn schließlich handelt es sich bei "Idafeld" um die Wiederveröffentlichung der gleichnamigen LP aus dem Jahre 1998. Da selbige aber mit ihren 300 Exemplaren restlos in irgendwelchen Sammler-Plattenschränken eingelagert sein dürfte, ist diese Neuauflage nur zu begrüßen.
Wie schon bei "Runen" beschrieben, pflegen Voxus Imp. einen ganz eigenen theatralischen Stil, der einfach gefällt oder nicht. Aber selbst Kritiker werden dem Werk der Dresdner nicht eine innere Kraft absprechen können. Die an klassische Musik angelehnten, mit Synthesizern umgesetzten Melodien und Atmosphären, die treibenden Trommeln und der eigenartige Gesang machen das Werk von Voxus Imp. einzigartig und nicht vergleichbar mit anderen Künstlern. Sucht man doch nach Referenzen wird man am ehesten bei Endura und ähnlich gelagerten Projekten fündig.
Neben den eigentlichen Stücken von "Idafeld", die sich auf der CD in neuer, besserer Produktionsqualität präsentieren, findet sich noch der bisher nur auf dem unseligen "Riefenstahl"-Sampler veröffentlichte Track "Donnerstag" bzw. hier "Donarsdagr" genannt. Selbstverständlich kommt die CD in einem ansprechenden Äußeren und erneut mit einem "Fachbeitrag" von Dr. Kay Busch daher. Der einzige Kritikpunkt heißt: Wann gibt es etwas Neues von Voxus Imp.???

Titel.:
1. Opfergang 2. Speermerkung 3. Idafeld 4. Uruz 5. Sonnwend 6. Berserkergang 7. Bloataar 8. Heil Dagr 9. Donarsdagr

 

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