Horologium – Earthbound (CD, Old Europa Cafe)

Horologium ist das Projekt des polnischen Musikers Grzegorz Siedlecki, der seit 2004 schon zahlreiche Alben veröffentlicht hat. „Earthbound“ aus dem Jahre 2008 ist eine Platte, die mir ein wenig Schwierigkeiten bereitet. Zum einen ist da die wirklich interessante Musik, eine geschickte Kollage aus großer Geste und klassischer Transzendenz, zum anderen darf sich auf „Earthbound“ der britische Nationalanarchist Troy Southgate ausbreiten. Southgate hat, wie auch Blood Axis' Michael Moynihan, eine ziemlich coole Stimme, die er geschickt einsetzt, doch was der Herr da von sich gibt, ist ziemliche Grütze. Am besten wird dies vielleicht in „Elegy for the Mediocre, Lesson for the Worthy“ deutlich, bei dem Southgate dem römischen Soldaten huldigt, der beim Ausbruch des Vesuv bei Pompeji auf seinem Posten blieb, weil ihn niemand abberief. Diese Art von „Heldentum“ braucht heute niemand mehr.
Kommen wir zurück zur Musik. Die ist auf eine angenehme Art martialisch, hat etwas von großer Bühne. Mein Lieblingsstück ist eindeutig „The Return Of The Sun“, bei dem eine geloopte Violine das Stück vorantreibt und Southgate dazu recht atemlos seine Texte in einem leichten Singssang darreicht. Dazu gibt es immer wieder vokale Ausbrüche einer Frau, die das Stück akzentuieren.
Etwas aus der Reihe fällt „Nasz Wieszny Smiech“ mit seiner Kombination ambienter und klassisch-symphonischer Strukturen und nicht zuletzt Dank des weiblichen Sprechgesangs in polnischer Sprache.
„The Watchers“ zieht das Tempo dann wieder an und präsentiert einen punkig-schreienden Southgate, der sich nicht mit Gitarren sondern mit Streichern duelliert. Das abrupte Ende dieses Anrennens und der Übergang hin zu eher ambienten Klängen wirkt jedoch etwas unausgegoren. Da hätte man gut und gerne zwei Stücke draus machen können.
Gegen Ende zu wird die Platte insgesamt etwas ruhiger, was dramaturgisch nicht der große Kunstgriff ist, denn nachdem der Anfang sehr dynamisch ist, stellt sich so beim Hörer leicht etwas Langeweile ein. Bevor es aber tatsächlich zu Ende geht, kommt mit „Kazanie Ogniste II“ noch ein schnelles und recht eigenartiges Stück, mit scheppernden Beats, Crowley-Sample, Opern-Gesang und einem funkigen Bass, dass dann noch in einen feurigen Tanz übergeht. Auf jeden Fall keine schlechte Idee.

 

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