Aqualuna +++ Brain Overload
Hati

 

X-Navi:et – Aqualuna Soundtrack (CD, Zoharum)
Anna Pilewicz - Aqualuna [Alchemical Transformation Through Vision & Sound] (DVD, Zoharum)

Diese beiden Werke bilden eine Einheit. Das Klangprojekt X-Navi:et hat den Soundtrack (separat auf CD erhältlich) zu einer filmischen Meditation der Filmemacherin Anna Pilewicz beigesteuert (zusammen auf DVD). Beginnen wir aber mit der akustischen Seite des Projektes.

Passend zum Name „Aqualuna“ spielen Wassergeräusche eine zentrale Rolle. Auf der 40- minütigen CD hört man es anfangs eine ganze Weile plätschern, am Ende rauscht das Meer. Mit anderen Worten: Wir begleiten das Wasser auf seinem Weg von der Quelle bis zur Mündung. Doch das allein wäre auf Dauer selbstverständlich ein bisschen wenig. Darum hat X-Navi:et und Hati-Mastermind Rafal Iwanski das eher langsam dahinfließender Klangkunstwerk vor allem mit verschiedensten Drones angereichert. Hinzu kommen Geräusche ungewöhnlicher Tongeber. Bei Titel 2, „Somnuim Submersio“, könnten Rasseln im Einsatz sein sowie Knochen bzw. Hölzer als Schlaginstrumente, nichts also, was man auf jeder Veröffentlichung hört. So bekommt dieses Stück einen sehr rituellen, dunklen Charakter. Diese Stimmung wird durch die verhallten Töne eines Horns fortgesetzt, die mit spacigen Electronics im Kontrast stehen. Titel 4, „Climax“ erinnert mich dann in seiner reduzierten Art mit dem monotonen Rhythmus und den schrägen elektronischen Einwürfen an Lustmords „The Boning Of Men“, ohne allerdings dessen treibende Kraft zu entfalten. „Coma Oceanus“ bringt ein ganz ruhiges, leicht auf und abschwellendes Drone und dazu Reibegräusche eines Glases, die unverändert und „processed“ verwendet werden. Später wird es auch hier wieder „spacig“.
Zusammenfassen lässt sich sagen, dass der „Aqualuna“-Soundtrack ambiente Sounds mit konkreten und vordergründig elektronischen Klängen zu einem harmonischen Ganzen mit meditativem Charakter verbindet. Das ist sicher nicht die Musik, die lange in Erinnerung bleibt, doch eignet sich sich hervorragend, um den Gedanken nachzuhängen.

Die DVD des Releases enthält ein mit recht einfachen Mitteln aber sehr ausdrucksstarkes Video. Dem Titel entsprechen spielt das Wasser hierbei eine zentrale Rolle: Strudel, Bläschen, Gegenstände, Unterwasseraufnahmen und biologische Strukturen unter Wasser, Farben, die sich im Wasser auflösen und nicht zuletzt ein weibliches Gesicht im nassen Element. Dieses Ausgangsmaterial wurde verfremdet mit allerhand Filtern, zu sich ständig wandelnden geometrischen Figuren kombiniert, überlagert. Bilder, die eine recht mystische Atmosphäre erzeugen, dabei aber bei aller Abstraktion Organisch wirken. Eine sehr hypnotische Bilderwelt, der man sich im Zusammenspiel mit den Klängen – 1:1 wie auf dem Album – kaum entziehen kann. Anna Pilewicz ist hier ohne Zweifel ein beeindruckendes Kunstwerk gelungen, das auch technisch funktioniert, da die Geschwindigkeit von Musik und Bildmanipulation übereinstimmen.

 

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X-Navi:Et – Brain Overload (CD, Zoharum)


Rafal Iwanski ist manchem sicher von der Gruppe Hati ein Begriff, mit „Brain Overload“ legt der polnische Musiker sein zweites Vollzeit-Album unter dem Namen X-Navi:Et vor.
Los geht es mit Aufmerksamkeit sichernden Gequietsche, das den Hörer auf ein knapp einstündige akustische Reise durch ambiente Klanglandschaften einstimmt. Nachdem die etwas nervenden Töne verklungen sind, kontrastiert das Dezente, Hintergründige mit an auffälligen Noises. Repetitive Klänge wie von laufenden Maschinen, wenig veränderliche Drones, Meeresgeräusche treffen auf sirrende, pfeifende und gellende Töne, die mal mehr, mal weniger in den Vordergrund treten. Dadurch wird eine eigenartige Spannung erzeugt, die den Hörer im wahrsten Sinne des Wortes gefangen nimmt. Erzeugt werden diese Kompositionen mit analogen Tongeneratoren, Filtern, Synthesizern sowie einigen Klanggebern, der Künstler warnt bei Genuss vor der Abnahme des IQ, körperlichen Entzugserscheinungen, Benommenheit und Gleichgültigkeit. „Brain Overloaded“ befasst sich inhaltlich mit der Erforschung des Hirns und seiner „Überladung“, hervorgerufen durch die Reizüberflutung der heutigen Zeit. Gewidmet ist das Album William S. Burroughs, einem der brillantesten des vergangenen Jahrhunderts, der sich als einer der ersten mit diesem Thema beshäftigte: „1971 veröffentlichte Burroughs Electronic Revolution, eine Mischung aus Fakten, Fiktion und Voraussagen über die künftigen Auswirkungen der Entwicklung der Elektronik auf die Gesellschaft. Auch wenn der Text nicht auf Digitaltechnik eingeht, gilt er vielen Literaturkritikern als ein früher, prophetischer, aber auch warnender Hinweis auf die eine Dekade später beginnende digitale Revolution.“ (Wikipedia)

 

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