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Tag zwei startete
mit sportlichen Aktivitäten. Gern hätte ich gesehen, wie die Gothics Fußball
spielen, da wir in Dresden auch eine kleine Mannschaft haben, wir schafften
es jedoch nur zum Tischtennis. Als wir einige Zeit später auf der Burg
eintrafen, las gerade Boris Koch in der Scheune.
Seine Geschichten zeichnen sich durch ein gutes Beobachtungsvermögen aus
und es macht Spaß zuzuhören. Manchmal verliert er sich jedoch im Zuviel
an Details und es wird immer schwerer bei der Sache zu bleiben. Einige
Anwesende quittierten diesen Sachverhalt mit einer kleinen Pause und schlummerten
ein. Ganz anders bei Christian von Aster,
der mit seinen Vampirerzählungen, seinen philosophischen Märchen und Legenden
voll ins Schwarze traf. Da wir aber die Gelegenheit hatten, Herrn Aster
eine Woche später in Dresden zu bestaunen, verließen wir erst einmal Raum
und Festivalgelände, um nicht zu viel vorher mitzubekommen.
Bei unserer
Rückkehr hatten wir dann leider den Nachwuchsbands-Wettbewerb und Vinky
verpasst - sorry! Dafür ging es gleich mit Reptyle
und On The Floor weiter. Alles OK, ohne mich
wirklich vom Hocker zu reißen. Die Namen legen nahe, wie die Helden heißen
("The Reptile House" und "Floorshow") und dagegen ist nichts einzuwenden.
Die erste positive Überraschung des Abends boten Chants
Of Maldoror aus Italien, die eine ziemlich saubere Chrisitan Death-Kopie
zu Zeiten des Schmerzentheaters ablieferten. Der androgyne Sänger in 20er
Jahre Spieler-Outfit und mit Lederleibchen wirkte wie ein junger Bowie
und nahm so manches Frauenherz im Sturm. Begeisternd war aber nicht nur
die Optik (für die männliche, nichtschwule Fraktion bot die Keyboarderin
ebenfalls einen Augenschmaus). Musikalisch boten die Chants alles, was
man sich so von gutem amerikanischem Death Rock erwartet. Harte, bis an
die Schmerzgrenze verzerrte Gitarren, den Klang zentnerschwerer Depressionen,
einen schleppenden Bass und theatralischen Gesang Marke Rozz Williams.
Da dieser nun leider nicht mehr unter den Lebenden weilt, sind die Chants
Of Maldoror ein durchaus legitimes Mittel, Entzugserscheinungen zu mildern.
An diesem Abend war das Ganze auf jeden Fall ein wunderbarer Nostalgie-Flash.
Zu erwähnen ist noch, dass die Band, die leider keinen Live-Schlagzeuger
zu bieten hatte, mit ungewollt komischen Einlagen für Erheiterung sorgte.
Gehörte es doch auch zu den Aufgaben des Sängers, den richtigen Schlagzeug-Track
von CD zu starten, was ihm allerdings nicht so recht gelingen wollte.
Sein Kommentar: "Sorry, we had to much fun before the show. So we have
to pay the price now." Jaja, Scheiß Gesaufe …

Für mich die Helden des Abends: The Chants Of Maldoror aus Italien
Zurück ging
es zur großen Bühne, wo Thanateros spielen
sollten, was sie aber erst einmal nicht taten. Stattdessen gab es eine
ziemlich lange Pause und mich beschlich der Verdacht, dass man die Band
zu Gunsten von Herrn Friedrichs neuem Projekt aus dem Set gekippt hatte.
Nach einigem sinnlosen Warten ging ich wieder in den Burghof, um The
House Of Usher nicht zu verpassen - eine Entscheidung, die sich
als richtig erwies, wusste die Band mit ihrem klassischen Gothic Rock-Sound
zu überzeugen. Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten, die auf diesem
Pfade wandeln, haben es The House Of Usher immer verstanden, eine eigene
Note einzubringen. Nach fast einstündiger energetischer Show verabschiedeten
sie sich mit dem Joy Division-Cover "Transmission", bei dem dann doch
deutlich wurde, dass Sänger Jörg, der als Murnau'sche Mumie über die Bühne
schlakste, schon ordentlich dem Alkohole zugesprochen hatte, da er ständig
den Text vergaß. Egal, es sei ihm verziehen.
Von Zeraphine
bekam ich dann aus irgendwelchen Gründen nur noch das abschließende Depeche
Mode-Cover mit, das sehr lahm wirkte. Freunde bestätigten mir, dass der
ganze Auftritt so gewesen sein soll, kein Grund also sich zu ärgern. Irgendwie
scheint der Stern von Herrn Friedrich im Sinken begriffen. Als ich ihn
später irgendwo auf dem Festivalgelände sah, wirkte er alles andere als
zufrieden und glücklich. Obwohl vor Zeraphine angekündigt, traten Thanateros
dann doch noch auf, was sie sich meiner sehr subjektiven Meinung nach
aber hätten sparen können. Eindeutiger Gewinner des Poser-Preises, laut,
machohaft, langweilig. Besonders der blonde Bodybuilder-Sänger verdiente
sich unzählige Sympathiepunkte. Ich ging mir lieber am Feuer den Hintern
aufwärmen.
Funhouse aus Schweden waren dann auch alles
andere als ein Kracher. Ihre nette Mischung aus Sisters und Fields wusste
live nicht zu überzeugen. Nicht viel anders erging es mir mit Diva
Destruction, die mir von CD wesentlich besser gefallen. So langsam
aber sicher hatte ich keine Lust mehr und verquatschte mich dann, wodurch
ich Paul Roland verpasste. Glaubt man den
Aussagen der Zeugen seines Auftrittes, so war das ein echter Verlust.
Schade.
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